Der Jägerhof in Willebadessen ist bestens ausgelastet. Im Eggegebirge lässt sich unbeschwerter Urlaub in der Natur genießen. Ein Filmteam ist live dabei.

„Warum in die Ferne schweifen? Sieh, das Gute liegt so nah“, heißt es einem von Goethe geprägten Sinnspruch. In diesem Sommer entwickelt sich dieses geflügelte Wort zu einem regelrechten Touristiktrend. „Wer zum Beispiel im Kreis Herford oder Minden-Lübbecke wohnt, könnte diesen  Sommer nutzen, um etwa beim Urlaub im Kreis Höxter zu entdecken, wie schön OWL ist“, bringt es Markus Backes, Tourismuschef der OWL-Gesellschaft auf eine kurze Formel.

Tatsächlich boomt aktuell der OWL-Tourismus – und davon profitiert insbesondere auch der Kreis Höxter. Ein positives Beispiel hierfür ist das Hotel Jägerhof in Willebadessen. „Die Belegung hat sich tatsächlich schneller normalisiert, als wir es erwartet hätten“, sagt Hotelbetreiber Joachim Avenarius (49). Das 110-Betten-Haus im Eggeort Willebadessen ist nahezu voll belegt. „Wir liegen für den Juli nur zehn Prozent unter der Auslastung des Vorjahres und haben aber dennoch denselben Umsatz erzielt, was daran liegt, dass wir nicht so viele Gruppenrabatte gewähren mussten“, erläutert der Hotelier.
Viele Vereins- und Gruppenreisen wurden zwar storniert, doch dafür hätten sich aber in fast demselben Umfang kurzentschlossene Individualreisende angemeldet. „Was wir auch nicht gedacht hätten, dass es doch auch viele Gäste sind, die theoretisch den sogenannten Risikogruppen zugerechnet werden müssen, aber die Leute wollen einfach raus“, sagt Avenarius. Tatsächlich sei der Aufenthalt im Hotel auch sehr sicher – und jegliche Ansteckungsgefahr werde durch ein gutes Hygienekonzept unterbunden:„Die größte Herausforderung bestand darin, beim Frühstück und Abendessen die Abstandsregelungen umzusetzen, was wir dadurch gelöst haben, dass wir unsere Seminarräume als Speiseraumerweiterung
nutzen“, erklärt der Hotelier. Das Konzept habe sich bewährt. Direkt bei der Anreise wird den Gästen ein Tisch zugewiesen, den sie während ihres ganzen Aufenthalts beibehalten. Dort steht auch immer ein Fläschen mit Desinfektionsmittel. Weitere große Desinfektionsspender stehen im Haus. Beim Gang zum Büfett und über die Flure herrscht Maskenpflicht. „Die Gäste können sich aber vollkommen frei bewegen und auch die Mahlzeiten so einnehmen, wie sie wollen“, betont Avenarius. Von dem reibungslosen Ablauf hat sich am Donnerstag auch der WDR bei einer Liveschaltung aus dem Jägerhof ein Bild gemacht. Der Bericht wurde gestern (Donnerstag, 30. Juli) ab 19.30 Uhr in der Lokalzeit OWL ausgestrahlt. „Ostwestfalen-Lippe ist eine tolle Urlaubsregion. Und am Beispiel des Jägerhofs in Willebadessen kann man das exemplarisch sehr schön zeigen“, erläutert Redakteur Oliver Köhler.

„Beim Frühstück ist das Abstandsgebot kein Problem und abends haben wir die Büfettzeit um eine Stunde bis 21 Uhr ausgeweitet, um auch hier noch mehr entzerren zu können“, erklärt Avenarius. Bei den Gästen kommen die Maßnahmen gut an. „Wir erhalten durchweg positive Rückmeldungen, sie erkennen an, dass wir alles unternehmen, dass sie ihren Aufenthalt bei uns so unbeschwert wie möglich genießen können“, sagt Avenarius.

Keinesfalls sei der Heimaturlaub in OWL eine Notlösung, betont Birgit Hübner, Geschäftsführerin des Zweckverbands Naturpark Teutoburger Wald/Eggegebirge.
„Gerade die Naturparkregion Teutoburger Wald und Eggegebirge hat für Familien und Freizeitwanderer sehr viel zu bieten – und wir arbeiten ständig  an neuen Angeboten“, sagt Hübner.

Aber nicht allen Betrieben geht es so gut wie dem Jägerhof in Willebadessen. Joachim Avenarius, der auch Vizepräsident des Dehoga Hotel- und Gaststättenverbands in OWL ist, konstatiert eine Zweiteilung
bei den Betrieben. „Bei den touristisch ausgerichteten Betrieben ist es soweit recht gut wieder angelaufen, aber vor allem die klassische Gastronomie hat sehr zu kämpfen“, sagt Avenarius.

Die betriebswirtschaftlichen wie organisatorischen Herausforderungen, mit denen das Gastgewerbe trotz der Lockerungen konfrontiert seien, blieben weiterhin sehr hoch, teilt der Verband in einer Stellungnahme mit. In einer Umfrage hatten Gastronomen aus NRW angegeben, dass trotz Lockerungen lediglich 12 Prozent wirtschaftlich arbeiten könnten und dass sie im Vergleich zum Vorjahr mit Umsatzeinbußen von mehr als 50 Prozent rechnen. „Natürlich freuen wir uns darüber, dass wieder Hochzeiten mit 150 Teilnehmern in unseren Betrieben gefeiert werden dürfen, aber das Gesamtumfeld für unsere Gastronomen, Hoteliers, Caterer, Diskotheken und Clubbetreiber bleibt weiterhin sehr schwierig“, erklärt Bernd Niemeier, Präsident des Dehoga Nordrhein-Westfalen.

Quelle: Neue Westfälisch vom 31.07.2020
Text/Fotos: Burkhard Battran